Montag, 29. Juli 2013

Entlang der Amalfi-Küste am Tyrrhenischen Meer

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Die costiera amalfitana macht schon allein wegen ihres klangvollen Namens neugierig. Außerdem hat man schon gehört, daß sich hier die Reichen und die Schönen dieser Welt die Klinke in die Hand geben und Bilder, die man von da gesehen hat, wecken Begehrlichkeiten. Die Amalfiküste erstreckt sich über eine Distanz von ca. 50 km entlang der Südseite der Halbinsel von Sorrent und wird hier durch den Golf von Salerno umspült. Sie genießt in dem ohnehin milden Klima noch einen zusätzlichen Bonus, weil durch das Küstengebirge die nördlichen Strömungen aufgehalten werden. Kein Wunder, daß in dieser Umgebung Patrizierfamilien bevorzugt ihre Residenzen errichteten.

Die Amalfiküste erlebte in ihrer Geschichte Aufstieg und Niedergang und erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte man den Zauber, den diese Region entfacht. Viele Künstler ließen sich von der Anmut dieser Gegend in ihrer schöpferischen Tätigkeit inspirieren. Einer der bekanntesten Gäste dürfte hier bereits Ende des 19. Jahrhunderts Richard Wagner gewesen sein, der in Ravello residierte. Jedenfalls erlangte die Amalfiküste seit Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend touristische Bedeutung. Der Zustrom von Gästen hält unvermindert an und so dürfte die Amalfiküste eine der meistbesuchten italienischen Urlaubsgebiete sein. Das ist die Kehrseite, denn die geografische Beschaffenheit der Halbinsel verbietet es, ein modernes Verkehrswegenetz anzulegen so daß man sich am Rande des Infarkts bewegt. Aber auch das wilde Darauflosbauen und die ungehinderte Aufrüstung der Hotelkapazitäten ist dadurch begrenzt, was schon wieder ein Segen ist.

Entlang der Küste führt eine einzige enge Straße, deren Beschaffenheit nicht unbedingt Euphorie auslöst und die prosaische Beschreibung mancher Reiselektüre von wegen 'Landschaft genießen'  ad absurdum führt. Zusätzlicher Stress entsteht bei der Suche nach einer geeigneten Parkmöglichkeit in den Vorzeigeorten Positano (hier pflegte unser aller Kanzler Gerhard Schröder bevorzugt zu speisen), Praiano, Amalfi und Ravello. Die genannten Orte besitzen zweifelsfrei ein enormes Flair. Aber die Masse an Touristen, die hier auf der Suche nach Klunkern, Mitbringseln, Eis und anderen kulinarischen Genüssen durchgespült und noch durch die von Seeseite landgängigen Flachlandmatrosen verstärkt wird, vermasseln dem Ästheten dann doch ein wenig den Tag. Dazu kommt bei den dortigen Temperaturen noch der unerträgliche Bezingestank. Was soll's ? Man hat es sich so ausgesucht und wem es gelingt, die lästigen Begleiterscheinungen auszublenden, der wird sich von dem Ambiente anrühren lassen.

Das Auto sollte man idealerweise im Quartier stehen lassen. Entlang der Amalfiküste gibt es preiswerte Busverbindungen und so kann man den Stress der Verkehrsteilnehmer auf den engen Straßen genüßlich hinter der Scheibe beobachten. Die Künste und die Ruhe der Busfahrer nötigen Bewunderung und Respekt ab.


Landschaftlich ist die Steilküste natürlich sehr reizvoll. Theoretisch kann man die Küste abwandern. Gute Kondition ist dafür Voraussetzung. Ein bekannter Weg ist der Sentiero degli dei (der Pfad der Götter). Er windet sich in einer Höhe von etwa 400 – 500 Meter entlang der Schluchten und verbindet die Orte Bomerano und Positano. Auch hier ist mit internationaler Massenbewegung zu rechnen. Wer es einsamer liebt, der wähle die schweißtreibenden Auf- und Abstiege durch Wein- und Obstgärten von bzw. zur Küste. Als wir den Sentiero gelaufen sind, war es leider etwas neblig. Wir konnten das gut verschmerzen, denn etwa 15 Minuten von der Trasse entfernt befand sich unser Quartier, ein altes, perfekt umgebautes Gartenhaus inmitten eines Wein- und Obstgartens, weit und breit keine weitere menschliche Behausung. Von der Terrasse zu allen Tages- und Nachtzeiten ein herrlicher Blick auf die tief liegende Küste bis hinüber nach Capri. Im Garten frischer Salat, Kräuter, Zitronen und Blüten über Blüten.

Man ahnt es schon, in dieses Idyll führt keine Straße. Das Auto steht 150 Höhenmeter oberhalb, was mit einem Fußmarsch von 45 Minuten verbunden ist, schweißtreibend. Das Gepäck wird von den freundlichen Vermietern per Transportpferd 'Johnny' angeliefert. Hin und wieder lehnt eine Flasche Hauswein und Gebäck an der Eingangstür und zur Grundausstattung gehört eine Flasche Limoncello, ein köstlicher Zitronenlikör, der im Eisfach aufzubewahren ist. Das Gemüse gibt es ohnehin im Garten. Warum verläßt man das Paradies während des Aufenthaltes überhaupt ? Zum Beispiel, um Pompeji, eine der berühmten Ausgrabungsstätten mit Weltgeltung zu besuchen. Aber dazu ein andermal.

















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